Lucarelli in Austria (Wien - Vienna)
Literatur im März
6. bis 9. März 2003
"Von den Sinnen"

Kunstalle Wien
Museumsquartier
Museumsplatz 1
1070 Wien
Eintritt Frei


Freitag 7. März
Lesung
Carlo Lucarelli (italienisch)
Deutsch: Markus Hering



1. Von den Sinnen (locandina)
2. Alte Schmiede - Literarisches Quartier (programma)

www.alte-schmiede.at
info@alte-schmiede.at

Literatur von den Sinnen
Die "Literatur im März" geht dieses Jahr der Sinnlichkeit von Literatur auf den Grund. Die fünf menschlichen Sinne und ihre Darstellung in der Gegenwartsliteratur stehen in Lesungen, Performances, Vorträgen und Videovorführungen im Mittelpunkt.

Worte kann man lesen und hören, aber nicht fühlen, nicht schmecken, nicht riechen - oder? Die "Literatur im März", die heuer zum 24. Mal in Wien stattfindet, widmet sich unter dem Motto "Von den Sinnen" der Präsenz der Sinne innerhalb der Literatur. Neben Workshops, Performances und Videopräsentationen, die mehrere Sinne einbeziehen, lesen internationale und deutschsprachige AutorInnen wie Margriet de Moor, Leon de Winter, Friederike Mayröcker oder Michael Lentz von 6. bis 9. März 2003 in der Kunsthalle Wien im Museumsquartier sinnliche Texte.
DieUniversitaet.at befragte Dr. Christa Gürtler, die mit Alexandra Millner und Wolfgang Straub die "Literatur im März" kuratiert, zur Sinnlichkeit von Literatur sowie zu Schwerpunkten im vielschichtigen Programm.



dieUniversitaet.at: Das Motto der diesjährigen Veranstaltung lautet "Von den Sinnen". Wie sinnlich kann Literatur sein?

Dr. Christa Gürtler: Sinnlich ist vieles an der Literatur, das Schreiben ist ein sinnlicher Vorgang und natürlich auch das Lesen der Bücher, an einem angenehmen Ort, im Bett, mit einem Glas Wein daneben, oder anderswo. Wir lesen nicht nur mit den Augen. Und in den Büchern lesen wir von vielfältigen Sinneseindrücken, von ihrer gegenseitigen Verstärkung, von synästhetischen Empfindungen, die sich auch in Alltagsmetaphern spiegeln, wie in den "schreienden Farben". Wir erfahren aber auch, was passiert, wenn jemand nichts mehr sieht wie in Margriet de Moors "Kreutzersonate".
Wir sind heute einerseits von sinnlichen Reizen überflutet, andererseits zeichnet sich eine Abstumpfung unserer Sinne ab: Fast-Food schmeckt überall gleich und negiert den Geschmack der Nahrungsmittel, virtuelle Bildwelten lassen kein unmittelbares Sehen mehr zu. Wir stellen Literatur vor, die diesen Prozess beschreibt und reflektiert.

dieUniversitaet.at: Beraubt man Literatur nicht ihrer elementaren Mittel, der Worte, indem man sie durch Bild und Ton, Gerüche etc. versinnlicht und ihr somit Performancecharakter verleiht?

Gürtler: Die Literatur erobert sich eine Erweiterung der sinnlichen Wahrnehmung, wir haben SchriftstellerInnen eingeladen, die Grenzen überschreiten. Sie sind Musiker und Schriftsteller wie Michael Lentz mit seiner Lautpoesie oder Gert Jonke, für den Sprache und Musik gleichermaßen von Bedeutung sind, während etwa Brigitta Falkner mit ihren Text-Bild-Geschichten das Genre der experimentellen Literatur auf höchst witzige Weise mit dem Comic verknüpft.
Die Performances von Ginka Steinwachs basieren auf ihrem theoretischen und höchst sinnlichen Konzept des "Gaumentheaters des Mundes", einer höchst eigenwilligen und eigenständigen Variation eines körpersprachlichen Theaters.
Es geht nicht um den Eventcharakter der Darstellung, im Gegenteil, alle eingeladenen Autoren sind in einem Höchstmaß der Arbeit mit der Sprache verpflichtet.

dieUniversitaet.at: Nach welchen Kriterien der Sinnlichkeit haben Sie die AutorInnen ausgewählt?

Gürtler: Wir haben versucht alle fünf Sinneswahrnehmungen - Fühlen, Hören, Riechen, Schmecken, Sehen - zu Wort kommen zu lassen.

dieUniversitaet.at: Wo liegen die Schwerpunkte im Programm?

Gürtler: Das Programm ermöglicht die Begegnung mit internationalen und fremdsprachigen SchriftstellerInnen wie de Moor, Lucarelli, Topor, de Winter ebenso wie mit deutschsprachigen und österreichischen SchriftstellerInnen, die wichtige Bücher zu diesem Schwerpunkt verfasst haben bzw. deren Schreiben diesem Thema verpflichtet ist wie u.a. Friederike Mayröcker. (sk)


Dr. Christa Gürtler ist gemeinsam mit Alexandra Millner und Wolfgang Straub Kuratorin der "Literatur im März".


"Von den Sinnen" - Literatur im März
6. bis 9. März 2003
Kunsthalle Wien, Museumsquartier
Eröffnung am Donnerstag, den 6. März 2003, um 18.30 Uhr
Eintritt frei

Mit Margriet De Moor, Leon De Winter, Brigitta Falkner, Gert Jonke, Michael Lentz, Carlo Lucarelli, Lászlo Márton, Friederike Mayröcker, Jáchym Topol, Peter Turrini, Peter Weber, Rudolf zur Lippe u.a.
Die Autorin A. L. Kennedy musste aus gesundheitlichen Gründen ihre Teilnahme kurzfristig absagen.

vollständiges Programm unter http://www.alte-schmiede.at/lim03.htm