Der rote Sonntag
Carlo Lucarelli
Piper (2002)
Broschiert
198 Seiten - euro 7,90 - ISBN 978-3492236041



In Kürze:
Commissario De Luca schlägt den Mantelkragen hoch. Ein kühler Wind weht durch das regennasse Bologna. Es ist der April des Jahres 1948. Nervosität und die lähmende Spannung der ersten demokratischen Wahlen liegen über der Stadt, als De Luca sich auf den Weg macht in die Via delle Oche, dem berüchtigten Rotlichtviertel. Dort soll sich der kommunistische Bordellhandlanger Ermes Ricciotti erhängt haben. Die Indizien am Tatort sprechen eine andere Sprache, doch von oberster Stelle werden De Lucas Ermittlungen im Keim erstickt. Bis er der "Tripolina", der verschlossenen, dunkelhaarigen Bordellbesitzerin, näherkommt. Mit seinem eigenen festen Moralkodex bewegt sich Commissario De Luca in einem Netz aus Lügen, Betrug und politischer Machtgier. Aber auch ihm droht eine dunkle Vergangenheit zum Verhängnis zu werden.

Aus der Amazon.de-Redaktion
"Wie kommt es, dass im Verlauf eines halben Tages aus einem unechten Selbstmord ein Mord und aus dem dann wieder ein Selbstmord wird?" Commissario De Luca hat es nicht einfach, landet 1948 nach seiner Versetzung nach Bologna nicht nur mitten im Trubel und Chaos der ersten demokratischen Wahlen, sondern auch im höchst spannenden Geschehen seines ersten Falles: Der kommunistische Bordellangestellte Ricciotti soll sich erhängt haben. Aber gerade in politisch unruhigen Zeiten kann man das eben so oder so sehen. "Wir sind im Wahlkampf, das hier ist alles Politik! Auch für die sind Sie nur Mittel zum Zweck".
Aber Commissario De Luca findet natürlich seinen Weg -- politische Autoritäten oder Hierarchie im Polizeiapparat hin oder her -- und er lässt nicht locker. Intrigen, Machtgier, Lügen, Verleumdungen, Korruption: De Luca bleibt die integere, gradlinige, idealistische und dabei in allem absolut überzeugende Figur.

Der mehrfach preisgekrönte Autor Carlo Lucarelli schafft in seinem neuen Roman etwas ganz Besonderes: den Spagat zwischen spannungsreicher Krimigeschichte und detaillierter Hintergrundinformation. Es ist die Zeit des Kalten Krieges und die Zerrissenheit zwischen westlichen Demokratien und östlichen Bündnissystemen spiegelt sich in Italien wider: Massendemonstrationen, Streiks, Zersplitterung der Linken, Stärkung der Rechten -- die Situation führt Italien fast an den Rand eines Bürgerkrieges.

So ist sein in Italien bereits ausgezeichneter Roman eng verwoben mit einer Ära, steht nicht irgendwo im luftleeren Raum, sondern fügt sich gekonnt und geschickt in ein Stück Zeitgeschichte. Lucarellis Sprache ist, wie schon aus dem Schutzengel oder Der grüne Leguan gewohnt, klar, präzise, schnörkellos, manchmal kraftvoll, spontan witzig. Er packt Sprache so an wie seine Themen: direkt, ohne Umweg, manchmal so deutlich, dass man meint, beim Lesen den Text gesprochen zu hören. --Barbara Wegmann -- Dieser Text bezieht sich auf eine vergriffene oder nicht verfügbare Ausgabe dieses Titels.
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