Freie Hand für De Luca und Der trübe Sommer - Zwei Fälle für Commissario De Luca
Carlo Lucarelli

Doppelband
Original: Carta Bianca und L'Estate Torbida
Piper TB
ISBN 9783492237628

Freie Hand für De Luca
Eine norditalienische Stadt im April 1945, kurz vor dem Einmarsch der Alliierten.
Wenige Stunden vor dem Zusammenbruch wird Commissario De Luca mit der Lösung des Mordes an dem Lebemann und Frauenhelden Vittorio Rehinard beauftragt.
Doch etwas in der Sache ist faul, denn die faschistischen Machthaber lassen bei der Ermittlung "Freie Hand für De Luca".

Der trübe Sommer
Nur wenige Monate später sind die Faschisten bereits besieht und De Luca ist unterwegs nach Rom. Es liegt ein Gewitter in der Luft, und die Straße ist staubig, als ihn Brigadiere Leonardi anspricht und um Hilfe bittet.
Widerwillig folgt De Luca dem Brigadiere ins Dorf und begleitet ihn zum Tatort eines schauerlichen Verbrechens, dem einen ganze Familie zum Opfer gefallen ist.
In der zum Zerreißen gespannten Atmosphäre zwischen Partisanen und Polizei, zwischen den abwartenden Menschen im Dorf und dem mißtrauisch beäugten Fremden De Luca versuchen die beiden auf sich allein gestellten Kommissare einen Fall zu lösen, von dem niemand zu wissen scheint, ob es sich um bloße Rache oder um eine politische Verschwörung handelt.






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Rezension:
Freie Hand für De Luca
1945 in Italien. Zwischen Bomben, Gestapo und Partisanen muss Kommissar de Luca "ganz normal" einen Mord an einem "italienischen Staatsbürger" aufklären, der erstochen und kastriert wurde.
De Luca schläft nicht und isst nichts, ist Tag und Nacht von seiner Arbeit besessen. "Heutzutage gibt es keine anständigen Mädchen mehr...daran ist der Krieg schuld", sagt Polizeimeister Pugliese. De Luca verhört viele "von diesen" Frauen, schließlich war der Tote ein Liebhaber, der etwas konnte, was nicht jeder Mann kann...
De Luca wird öfters rot und das ist fast das einzig Menschliche, was der Leser in diesem Fall dem Kommissar entlocken kann. Nur bei der "Hexe" entspannt sich de Luca inmitten diesem ganzen politischen Durcheinander etwas...
Ohne sprachliche Schnörkel ist dieser Roman wie ein Vorwort für den sehr viel freier erzählten spannenderen Roman "Der trübe Sommer." Im Anhang erhellt Kathrin Schaffner den historischen Hintergrund dieses Italiens im Zweiten Weltkrieg.
Ein Buch für geschichtlich Interessierte, nicht ohne Humor und sicher ein Buch zum wieder lesen. Übersetzt von Susanne Bergius.

K. Ara


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Der trübe Sommer Hinter dem harmlosen Titel verbirgt sich ein heikler, verzwickter Fall für Exkommissar de Luca. Ameisen beobachtend, die aus einer Mine kriechen, wird er zur Aufklärung der Morde an einer ganzen Familie geholt. Ausnahmsweise soll es sich kurz nach Beenden der faschistischen Regierung nach 1945 in Italien nicht um politische Morde handeln. Brigadiere Leonardi, der auf eine schnelle Beförderung hofft, braucht den unter-falschem-Namen-lebenden de Luca, weil er selbst Anfänger bei der Polizei ist.
Es folgen witzige und kunstvoll gemachte Situationen. Erst enttarnt Leonardi de Luca und dann dürfen wir mit Leonardi zusammen einen Anfängerkurs in Morduntersuchung machen. Zitat S.37: "Heilige Jungfrau Maria, ich muss noch viel lernen..."
Staubtrocken ist Lucarellis Humor und sehr subtil. Haben wir Leser doch immer die politische Dimension im Nacken. De Luca wird hier plastischer, menschlicher als im ersten Fall "Freie Hand für De Luca (indem er noch unter der faschistischen Regierung ermittelt).
Er darf träumen, auch wenn es kafkaeske Alpträume sind. Seine Ess- und Schlafstörung hat er noch, und wird er angesichts der Ermittlungen auch nicht so schnell los. Gegen Ende muss er sich in einem ehemaligen Partisanenverschlag verstecken mit Hilfe der "Tedeschina", die eigentlich Francesca heisst, deren Haare aber gestutzt wurden, weil sie sich mit einem Deutschen eingelassen hat.
Auf wenigen Seiten entfaltet sich ein spannender Fall, poetisch geschrieben (und von Barbara Krohn, die sich ja selbst als Krimiautorin einen Namen gemacht hat, wunderbar übersetzt). Geschichtsbildung und Unterhaltung zugleich. Und das von einem, der 1960 geboren wurde. Großartig!

K. Ara