Der rote Sonntag - Ein Fall für Commissario De Luca
Carlo Lucarelli

Original: Via delle Oche
Piper TB
ISBN 3-492-27010-7


Commissario De Luca schlägt den Mantelkragen hoch. Ein kühler Wind weht durch das regennasse Bologna. Es ist der April des Jahres 1948.
Nervosität und die lähmende Spannung der ersten demokratischen Wahlen liegen über der Stadt, als De Luca sich auf den Weg macht in die Via delle Oche, dem berüchtigten Rotlichtviertel. Dort soll sich der kommunistische Bordellhandlanger Ermes Ricciotti erhängt haben.
Die Indizien am Tatort sprechen eine andere Sprache, doch von oberster Stelle werden De Lucas Ermittlungen im Keim erstickt.
Bis er der "Tripolina", der verschlossenen, dunkelhaarigen Bordellbesitzerin näher kommt.
Mit seinem eigenen festen Moralkodex bewegt sich Commissario De Luca in einem Netz aus Lügen, Betrug und politischer Machtgier.
Aber auch ihm droht eine dunkle Vergangenheit zum Verhängnis zu werden.

Rezension:
Wenn man ein neues Buch zu lesen beginnt, entscheidet sich oft schon auf den ersten Seiten, ob man mit seinem Inhalt zufrieden sein wird oder nicht.
Wie werden die Charaktere vorgestellt, ist Spannung vorhanden, ein wenig Witz, gibt es eine klare Handlung?
Der vorliegende Roman ist ein Blender.
Er fängt damit an, dass Commissario de Luca seine neue Stelle in Bologna antreten will. Er soll zum Sittendezernat, wird aber beim Eintreffen gleich von einem ihm bekannten Kollegen mit zu einem Mordfall genommen.
Nach und nach findet de Luca immer mehr Unklarheiten, der Mordfall jedoch wird von seinen Vorgesetzten schnell als Selbsttötung zu den Akten gelegt.
Durch die gerade stattfindenden Wahlen, die vorhandene Angst vor den Kommunisten, bekommt der Fall nach und nach einen politischen Touch.
Dem Leser wird klar, dass der Mord in einem Hurenhaus in der Via delle Oche Nr. 23 irgendetwas vertuschen soll.
Und bis dahin kann er sich auch auf einen interessanten Roman freuen, der all die obengenannten Inhalte verspricht.
Die Charaktere werden wunderbar erklärt, man kann bei einigen die Korruption förmlich riechen, die Spannung wird aufgebaut auf der Frage, ob es Commissario de Luca gelingt, das Netz aus Widersprüchen zu zerreißen, der Witz ist durch die ständige Anrede als "Dottore" mehr als ausreichend vorhanden.
Doch leider, leider .... da wäre ja noch die Sache mit der Handlung.
Tja.
Die ständigen Kommentare in Form von Zeitungsberichten aus der damaligen Zeit mögen am Anfang ja noch interessant sein, mit der Zeit werden sie einfach nur lächerlich.
Ab dem Zeitpunkt, zu dem sich de Luca intensiver mit dem Haus in der Via della Oche befasst, wird der Glaube an den Helden stark in Anspruch genommen.
Und der Schluss ist eigentlich eine einzige Enttäuschung.
Basta!
Aber schade ist es doch, bei DEM Einstieg ...

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